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Einfluß von Hintergrund und Kontext

(Seite 61)

Forgas und Brown führten 1978 ein Experiment zum Kontexteinfluß durch:

Es wurden junge Paare fotografiert, die in unterschiedlichen Intimitätsgraden in ein Gespräch vertieft waren. Diese Fotos wurden dann per Fotomontage mit unterschiedlichen Umgebungen versehen (z.B. Bahnhof, Theater ....)

Sie stellten fest, daß genau dieselben Menschen von genau denselben Menschen je nach Hintergrund­kontext unterschiedlich beurteilt wurden.

Halo-Effekte

(Seite 61-64)

Wenn wir einem Menschen einmal gute (oder schlechte) Eigenschaften zuerkannt haben, nei­gen wir dazu, auch andere - in keinem Zusammenhang stehende - Eigenschaften als konsistent gut (oder schlecht) zu beurteilen.

Zu interessanten Halo-Effekten kommt es dann wenn wir vom äußeren Erscheinungsbild einer Person auf deren Persönlichkeitsmerkmale schließen.

Dion, Berscheid und Walster baten Probanten Bilder von Personen mit unterschiedlicher Attrak­tivität auf Skalen einzuschätzen, die vom Aussehen her völlig Unabhängig waren. (Beruf, Intelligenz, Persönlichkeit). Gutaussehende Menschen wurden dabei positiver beurteilt als andere.

In anderen Untersuchungen zeigte sich, daß die körperliche Attraktivität sogar Einfluß auf das Strafmaß in Gerichtsprozessen hat.

Forgas, O´Connor und Morris (1983) ließen Probanten entscheiden, ob sich ein Student im Ex­amen des Betrugs schuldig gemacht hat. Dazu erhielten die VP´s jeweils eine detaillierte Beschrei­bung des Vorgangs und ein Foto des Beschuldigten. Das Foto der ersten Gruppe zeigte den Beschul­digten mit einem neutralen Gesichtsausdruck, auf dem Foto der zweiten Gruppe lächelte der Be­schuldigte.

Die Vp´s hielten den lächelnden "Sünder" für weniger verantwortlich und wollten ihn folglich auch milder bestrafen als den "Nichtlächler".

Noch verblüffendere Ergebnisse brachte eine Studie von Harari und Mc David (1973) :

Sie legten Lehrern Aufsätze zu Beurteilung vor. Von den Kindern wußten die Lehrer nicht mehr als die Vornamen. Die erste Gruppe hatte allgemein positiv beurteilte Namen (etwa David oder Michae­la) während die zweite Gruppe eher ungewöhnliche Vornamen mit negativen Beiklang hatten. (etwa Hubertus oder Edeltraud).

Obwohl die Aufsätze identisch waren, rangierten die Arbeiten von Schülern mit "positiven" Vorna­men im Durchschnitt um eine ganze Note !! über denen der Schüler mit "negativen" Vornamen

Halo-Effekte zur Größenbeurteilung fand Wilson (1968)

Wilson kündigte seinen Studenten einen Gastdozenten an. Der Gast wurde entweder als Professor, außerord. Prof., Dozent, Tutor oder Student tituliert. Nach der Vorlesung sollten die Studenten unter anderem die Körpergröße des Gastes schätzen.

Als Professor wurde der Besucher um fast 6 cm größer geschätzt als von Studenten die glaubten der Besucher wäre selbst Student.

Primacy- und Recency-Effekte

(Seite 64-66)

Ist es der erste (primacy) oder der letzte (recency) Eindruck, der unsere Urteile über Personen am meisten beeinflußt ?

Asch untersuchte diese Reihenfolgeneffekt :

Er legte seinen Probanten eine Personenbeschreibungen vor :

  • Gruppe 1 : " Intelligent, fleißig, impulsiv, kritisch, halsstarrig, neidisch "
  • Gruppe 2 : " Neidisch, halsstarrig, kritisch, impulsiv, fleißig, intelligent "

Die Personenbeurteilung der Gr. 1 fiel um etliches positiver aus als die der Gr. 2.

Diese Untersuchung spricht eindeutig dafür, daß zuerst erhaltene Informationen unser Urteil unverhältnismäßig stark beeinflussen - es tritt der primacy Effekt auf.

Jones et al. (1968) untersuchte diesen Effekt unter realistischeren Bedingungen:

Er ließ seine Vp´s einen Test beobachten. Unter Bedingung 1 konnte die getestete Person zu Beginn fast alle Fragen beantworten, ließ aber in der zweiten Hälfte stark nach. Unter Bedingung 2 hatte die getestete Person einen schlechten Start konnte aber den zweiten Teil der Fragen sehr gut beantwor­ten. Beide Personen brachten es auf jeweils 15 richtige Antworten.

Die Beobachter hielten die getestete Person unter Bedingung 1 für intelligenter und räumten ihr auch bessere Chancen für weitere Tests ein.

Überraschenderweise lassen sich diese primacy Effekte leicht vermeiden, indem man eine Pause bzw. andere Aktivität einschiebt, oder den Beobachter auffordert alle Informationen gleich zu Gewichten und erst nach Beobachtungsende ein Urteil zu fällen.

Unter diesen Bedingungen ist ein Recency - Effekt zu erwarten. Es werden also die zuletzt auf­genommenen Informationen überbewertet. Die zuletzt beobachteten Informationen sind bei Ur­teilsfindung (bei Beobachtungsende) noch besser im Gedächtnis.

Haben wir auf den Beobachter keinen Einfluß, etwa bei Verkaufsgesprächen, Bewerbungsge­sprächen oder mündlichen Prüfungen, tun wir gut daran unsere besten Argumente zu Beginn vorzubringen.