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Nachentscheidungskonflikte (S. 122-123)

Die Lösung eines Konflikts durch Entscheidung kann nachträglich leicht kognitie Dissonanzen aufkommen lassen.

Anstelle einer flexiblen Realitätsorientierung in der Phase der Entscheidungsfindung, läßt sich im Falle auftretender Dissonanzen eine voreingenommene Bewertungsänderung zugunsten der einmal getroffenen Entscheidung. (*Handlungskontrolle, Abschirmung der getroffenen Entscheidung*)

Eine Untersuchung von Penner, Fitch, und Weick (1966) macht dieses Phänomen deutlich.

Die Vps wurden aufgefordert, die Wichtigkeit von 8 Eigenschaften die ein Vizepräsident einer Firma haben sollte einzuschätzen.

Danch mußten die Vps zwischen zwei Kandidaten entscheiden bei den jeweils vier der Aufgeführten Eigenschaften besonders ausgeprägt waren.

Nach der Auswahl des Kandidaten, mußten die Vps die Wichtigkeit der 8 Eigenschaften erneut einschätzen.

Es zeigte sich, daß die Eigenschaften des ausgewählten Kandidaten nachträglich aufgewertet wurden.


Erzwungene Einwilligung (S. 123 - 125)

Einer der am meisten untersuchten Phänomenbereiche der dissonanzerzeugenden Situationen, die erzwungene Einwilligung (forced compliance), führt zu Handlungen, die man vor sich selbst nur unzureichend rechtfertigen kann. Die Dissonanz wird umso stärker, je mehr man voreilig oder ohne ausreichend kompensierende Belohnung , in etwas einwilligt, was sich bei der Ausführung als Zumutung erweist.

Um die entstandene Dissonanz zu mindern, muß die ausgeführte Handlung nachträglich aufgewertet werden, bzw die negativen Konsequenzen bagatellisiert werden.

In einer ersten Untersuchung ließen Festinger und Carlsmith (1959) eine langweilige Tätigkeit ausführen.

Im Anschluß an die Untersuchung wurden die Vps gebeten, künftigen Teilnehmern zu sagen , es handle sich um ein seht interessantes Experiment.

Für ihre Falschaussage erhielten die Vps entweder 1 oder 20 Dollar.

Danach hatten sie die Interessantheit des Experiments nocheinmal einzuschätzen. Dabei schätzte die niedrig bestochene Gruppe (1 Dollar) die Interessantheit höher ein als die mit 20 Dollar bestochene Gruppe.

In der niedrig belohnten Gruppe entstand offensichtlich zwischen der Einwilligung in die unzutreffende Behauptung und der geringen Belohnung eine höhere Dissonanz als in der 20 Dollar Gruppe. Dementsprechend wurde die Dissonanz durch eine retrospektive Aufwertung der Untersuchung reduziert.

Der motivierende Einfluß kognitiver Dissonanzen kann sogar die Verhaltenswirksamkeit von Trieben verändern. Eine Untersuchung von Manson (1969) demonstriert das Eindrucksvoll.

Zunächst erzeugte Manson bei seinen Vps Durst in dem er Ihnen einen speziell hergerichteten Brotaufstrich (der die Empfindung einer trockenen und heißen Mundhöhle hervorruft) zum Essen anbot. Danach wurde den Vps angeboten an einem 24 h Durstversuch teilzunehmen wobei einer Gruppe eine starke Rechtfertigung (hohe Belohnung) der anderen Gruppe eine geringe Rechtfertigung (niedrige Belohnung) angeboten wurde.

Es wurden in Folge 5 Gruppen gebildet.

Eine durstige und eine nichtdurstige Kontrollgruppe denen kein Durstversuch angeboten wurde

Die Gruppe der Verweigerer die nicht einwilligten am Durstversuch teilzunehmen.

Die Gruppe der Versuchsteilnehmer mit niedriger Rechtfertigung - hohe Dissonanz.

Die Gruppe der Versuchsteilnehmer mit hoher Rechtfertigung - niedrige Dissonanz.

Wie nach der Dissonanztheorie zu erwarten, verhielten sich jene Vpn, die ohne ausreichende Rechtfertigung bereit gewesen waren, sich einer Durstperiode zu unterziehen, in einer Weise, als hätten sie keinen Durst, ähnlich der nicht-durstigen Kontrollgruppe.

Verglichen mit der Gruppe, die eine starke Rechtfertigung für ihre Versuchteilnahme erhalten hatten, sowie mit der durstigen Kontrollgruppe

  • schätzten die Vpn ihren Durst geringer ein.
  • in Widererkennungstest nahmen sie weniger Durstbezogene Wörter wahr
  • brauchten länger für das Erlernen von Paarassoziationen mit Durstbezogenen Inhalten.
  • in Fantasiegeschiten tauchten seltener Durstthemen auf.

Als aussagekräftigster und überzeugenster Indikator für das Durstempfinden, kann sicherlich die Menge des tatsächlich getrunkenen Wassers vor Beginn des vermeintlichen Durstversuchs. Die getrunkene Wassermenge der Gruppe mit hoher Dissonanz ist signifikant niedriger als die Menge an Wasser die durchschnittlich von der Gruppe mit der niedrigeren Dissonanz getrunken wurde.

Selektion von Informationen (S 125-126)

Wir suchen und bevorzugen solche Informationen, die eine gewählte Handlungsalternative aufwerten und die nicht-gewählte abwerten. Eine Untersuchung von Ehrlich, Guttmann, Schönbach und Mills (1959) zeigte, daß nach einem Kauf eines neuen Autos die Käufer die Werbung des der Herstellerfirma des eigenen Wagens mehr beachtet wurde als die von Mitbewerbern.


In Frage gestellte Überzeugungen von sozialen Gruppen (S. 126)

Festinger, Riecken und Schachter (1959) haben eine spannende Feldstudie mit dem Titel "When Prophecy Fails" vorgelegt. Mittglider einer kleinen Sekte hatten sich an einem bestimmten Tag im Dezember in Erwartung des Weltuntergangs und ihrer eigenen Errettung durch fliegende Unttertassen versammelt.

Als die Prohezeiung nicht eintraf entstand eine Dissonanz die reduziert werden mußte.

Was läge näher als vom Sektenglauben abzufallen?

Dies geschah aber nur bei Mitgliedern, die nicht in der Gruppe den Weltuntergang und Errettung alleine erwarteten. Die Gruppe dagegen reduzierte die Dissonanz in umgekehrter Weise.

Sie steigerte in gegenseitiger Einwirkung noch die gefährdete Glaubensbereitschaft und aktivierte ihren Glaubenseifer in Hinblick auf den dennoch unausweichlichen Weltuntergang.

Ohne Zweifel lassen sich einige geschichtlichen Phänomene religöser und politischer Natur als Vorgänge von Dissonanzreduktionen erklären.


Unerwartete Handlungsergebnisse und Ergebnisfolgen (S: 126-128)

Sich umsonst angestrengt zu haben, ruft Dissonanz hervor. Um sie zu reduzieren muß die erbrachte Leistung nachträglich gerechtfertigt werden, in dem der Anreiz des angestrebten Handlungszieles aufgewertet wird.

Studien von Lawrence und Festinger (1962) mit Ratten konnten zeigen, daß dieses Phänomen nicht auf den Menschen beschränkt ist.

Versuchstiere waren Ratten, die eine Laufstrecke zum Futter unter Bedingungen lernten, die das Lernen erschwerten. Auf Ihrem Weg hatte eine Gruppe der Ratten eine 50 ° Steigung zu Überwinden eine andere Gruppe dagegen nur 25°. Maß des Anreizes war die mittlere Geschwindigkeit.

Es zeigt sich, daß die größere Dissonanz des Anstrengungs-Belohnungs-Verhältnisses bei den Ratten, die die steile Steigung zu überwinden hatten mit einem größeren Anreizwert des Futters kompensiert wird.