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Wie die Stimmung Wahrnehmungsurteile beeinflussen kann

(Seite 31-33)

Die Befindlichkeit des Beurteilers hat merklichen Einfluß auf die Genauigkeit seines Urteils.

Forgas, Bower und Krantz (1984) ließen Versuchspersonen vor einer Videokamera ein leichtes und ein schwieriges Interview führen. Anderntags wurden die Versuchspersonen auf hypnotischem Wege in glücklich-positive oder traurig-negative Stimmung versetzt. In der entsprechend induzierten Stimmung wurde den Vps das Video vorgeführt und sie sollten das eigene soziale Verhalten und das des Interviewpartner beurteilen.

siehe Ergebnisgrafik nächste Seite.

wahrnehmungsurteile

Wie lassen sich solche Stimmungsinduzierte Verzerrungen erklären ? Wir können immer nur einen kleinen aktivierten Ausschnitt der gebotenen Information wahrnehmen (s. Allg. Psych). Eine Kategorie die mit der aktuellen Stimmung assoziert ist wird nach dem Netzwerkmodell leichter aktiviert. Gordon Bower (1983)

Fühlen wir uns glücklich so sind wir geneigt ambiges - eigenes oder fremdes Verhalten - im Sinne der bereits aktivierten "glücklichen" Konstrukte zu interpretieren.

Die Gefahr ist also groß, daß unsere Wahrnehmungsurteile je nach Stimmung an Genauigkeit einbüßen.

Stereotypisierung als Quelle von Wahrnehmungsungenauigkeit

(Seite 33-34)

Wie oben beschrieben kann die Identifizierung von Merkmalen der Gruppe zu der eine Person gehört der Wahrnehmungsgenauigkeit zuträglich sein.

Gruppenmerkmale gelten jedoch nur bedingt für jedes Mitglied einer Gruppe. Stereotypisierung kann auch die Fähigkeit beeinflussen, zwischen einzelnen Mitgliedern einer Gruppe zu unter­scheiden.

Ethnische und rassische Stereotypisierung gehen oft mit starken Vorurteilen einher. Es liegt in der Natur der Stereotypisierung, daß vorurteilsbeladene Wahrnehmung nur schwer zu korrigie­ren ist.

Einige praktische Schlußfolgerungen

(Seite 34-35)

Wieviel vertrauen können wir - angesichts der recht enttäuschenden Forschungsergebnisse - noch zu Wahrnehmungsurteilen haben, wie sie im Gerichtssaal bei Täteridentifikationen abge­geben werden.

In einem Experiment ließen Buckhout, Figueroa und Hoff (1974) einen Professor vor versammel­ter Studentenschaft beleidigen und baten einige Wochen später die Augenzeugen, den Täter zu iden­tifizieren. Die Mehrzahl, einschließlich des Opfers, wies auf den falschen !

Die bisherige Forschung zur Genauigkeit von Personenurteilen gibt Anlaß zu zwei Schlußfolge­rungen.

 

  1. Die genaue Wahrnehmung von Personen ist kein diskretes, identifizierbares Merkmal. So et­was wie den genauen Beobachter gibt es nicht. Die Urteilsgenauigkeit des Beobachters hängt von den Persönlichkeitsmerkmalen des Beobachters, der Stimmung zur Zeit der Urteilsabgabe, der Zielperson und der Situation ab.
  2. Die Forschung zur Genauigkeit von Personenwahrnehmung gibt Grund zur Vorsicht.  Wir sollten daher bei eigenen und fremden Urteilen über andere Menschen kritisch sein.