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Neuere Fortentwicklungen (S. 161)

Inzwischen sind es Anreiztheorien denen die modernen Motivationsforscher in der einen oder anderen Form den Vorzug geben. (gegenüber Trieb- oder Bekräftigungstheorien)

Zwei Grundfragen jeder Anreiztheorie bestimmen die Auseinandersetzung mit den Postulaten der klassischen S-R-Theorie.

  1. Reicht nicht ein Motivationsfaktor indem Anreiz auch Trieb erfaßt ?
  2. Ist das Postulat der habit bildenden Wirkung der Bekräftigung nicht überflüßig ?

Besonders die Nützlichkeit des Bekräftigungsbegriffs wird heute immer stärker in Zweifel gezogen.

Zwei ehemalige Schüler Hulls, McClelland und Mowrer nahmen die motivationale Erregtheit zum Ausgangspunkt ihrer Theorienentwicklung.

Für McClelland besteht Motivation in der Erwartung eines früher schon erfahrenen Wandels in einer affektiv bedeutsamen Situation. Auslöser ist ein ein Hinweisreiz, der die frühere affektive Situation partiell reaktiviert.

Für Mowrer sind es vier Arten der Erwartung (Hoffnung, Furcht, Enttäuschung und Erleichterung) die im Sinne der Anreizmotivation das Verhalten sowohl aktivieren als auch ausrichten. Die Erwartungsmotivationen intensivieren nach sem Regelungsprinzip, Hoffnung zu mehren und Furcht zu mindern, die ablaufende instrumentellen Reaktionen auf dem Wege zum Zielzustand.

Reaktionsbekräftigung, ein unnötiger Erklärungsbegriff (S. 163)

Im Laufe der Forschung, wurde die Erklärungslast für das instrumentelle, zielgerichtete Verhalten mehr und mehr einer situativ angeregten und erwartungsbezogenen Anreizmotivation zugesprochen.

Dabei hat sich die klassische Konditionierung nach Pawlow als unentbehrlich bei der Erklärung erwartungsbezogenen Handelns erwiesen.

Zielgerichtetes Verhalten erscheint nicht mehr durch einen allgemeinen Trieb von hinten angeschoben, es wird vielmehr von erwarteten Zielzuständen angezogen die auf Handlung-Folge-Erwartungen basieren.

Walkers Analyse der lerntheoretischen Erklärungsbegriffe (S. 164)

Walker teilt die Konzepte der Lerntheorie in vier Klassen hypothetischer Konstrukte ein : Schub (push), Zug (pull), Struktur (structures) und Kleber (glue).

  • Zur Konzeptklasse des Schubes gehören : Trieb, Motiv, Aktivation, Spannung.
  • Zur Konzeptklasse des Zuges gehören : Anreiz, Valenz, etc.
  • Zur Konzeptklasse des Struktur gehören : kognitive Organisation, Wissen.
  • Zur Konzeptklasse des Klebers gehören : Bekräftigung (als hypothetisches Konstrukt der S-R-Verbindungen stiftet und verstärkt).

Von den vier Konzeptklassen werden drei durch vorauslaufende Bedingungskontrolle manipuliert : Schub durch Entzugsdauer, Zug durch die Zielobjekte mit Anreizcharakter, Struktur durch vorherige Erfahrungsbildung.

Walker stellte fest, daß Strukturänderungen (Lernen) immer ausreichend mit diesen drei Klassen von Konstrukten zu erklären sind und daß deshalb Bekräftigung als Kleber ein überflüssiger Erklärungsbegriff sei.


Das kognitive Modell der Anreizmotivation von Bolles (S. 164)

Auch Bolles sieht in der Bekräftigung ein überflüßiges Konstrukt. Was gelernt wird sind zwei Typen von Erwartung.

Die erste Art bezieht sich auf Kontingenzen zwischen äußeren situativen Gegebenheiten und ihren Folgen : S-S* Stimulus-Folge-Kontingenzen.

Die zweite Art bezieht sich auf Kontingenzen zwischen eigenen Handlungen und ihren Folgen : R-S* Handlungs-Folge-Kontingenz .

Bolles 5 Gesetze:

  1. primäres Gesetz des Lernens : Lernen besteht in der Ausbildung von Erwartungen über neue Kontingenzen zwischen Ereignissen der Umwelt : Stimulus-Folge Kontingenzen : S-S*.
  2. Lebewesen sind offentsichtlich in der Lage neben Abfolgen zwischen Umweltereignissen, auch Abfolgen zwischen eigenem Handeln und dessen Folgen in der Umwelt zu erfassen: Handlungs-Folge-Kontingenzen : R-S*
  3. Gesetz der Ausführung : Wenn S-S* und R-S*, dann kann ich S* erreichen wenn ich R einsetze sobals S vorliegt.
  4. Gesetz der vorgängigen Erfahrungen. Angeborene und erlernte Erfahrungen die ein Lebewesen in eine Situation einbringt können sich als vorherrschend erweisen. (Dressurproblematik)
  5. Gesetze der Motivation. Die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion steigt
  • a) mit der Stärke der S-S* Verbindung
  • b) mit der Stärke der R-S* Verbindung
  • c) mit dem Wert von S* (Valenz)

Das quasi-physiologische Modell der Anreizmotivation von Bindra (S. 167)

Er verwirft ebenfalls das S-R-Theoretische Postulat. Er begründet dies damit, daß Lernen auch ohne die Möglichkeit eine Reaktion ausführen zu können, möglich ist. Einen krassen Nachweis dafür erbringt er mit seinen Curare(lähm. Gift)-Versuchen. Dabei lernten die curarisierten Versuchstiere nur durch sehen eines Anreizobjektes ohne eine motorische Reaktion ausführen zu können. Demzufolge verzichtet er auf R-S* was er auf S-S* zurückführt.

Motivation ist ein Zusammenspiel von organismischen Bedürfniszustand und äußeren Anreizen die zusammen einen zentralen Motivzustand hervorrufen.

Erwartungs-Wert-Theorien (S.167)

Auch unabhängig voneinander Theorien streben mittlerweile auf den Modelltyp der Erwartungs-Wert-Theorien. Dies äußert sich in Lewins Valenz-Begriff oder Tolmans Begriff des Zielverlangens.oder Hulls fragmentarisch vorweggenommene Zielreaktion.

Mowrer führte schließlich Erwartungsemotionen ein. Bolles zwei Arten der Erwartung mit S-S*, R-S*